Ein
Satz, für den man viel Mut braucht, ist wohl „Ich glaube nicht an
Gott.“ Gerade in einer Umgebung, in der viele gottesfürchtige
Menschen leben, kommt schnell ein sehr starker Gegenwind auf. Bei
meinem Outing stieß ich zumindest bei meiner Familie auf
Verständnis, der Rest meiner Umgebung schien sich zu distanzieren,
als sei ich an einer ansteckenden Seuche erkrankt. Für viele meiner
Mitmenschen ist es eine Sünde, nicht an den Erschaffer der Welt zu
glauben. Nachdem der erste Schock verdaut zu sein schien, wurden mir
diverse Fragen gestellt. „Wie kannst du nicht an Gott glauben, den
Allmächtigen, den Schöpfer allen Lebens?“, „Wer sonst soll
deiner Meinung all die wunderbaren Sachen und Geschöpfe erschaffen
haben, wenn nicht der Herr?“, „Du weißt schon, dass Sünder in
der Hölle auf ewig Qualen ertragen müssen?“
Ich glaube nicht an
Gott. Ich glaube nicht an Jesus. Ich glaube nicht an die Bibel. Ich
glaube nicht an den Himmel oder die Hölle. Und ich möchte mein
Leben nicht strikt nach den zehn Geboten leben. Ich möchte mir nicht
vorschreiben lassen, was mit mir oder meiner Seele nach meinem Tot
geschieht. Man kann Gott nicht beweisen, man kann den Himmel und die
Hölle nicht beweisen.
Ich
möchte Spaß im Leben haben und auch mal Unüberlegtes tun, ohne
darüber nachzudenken, was Gott davon halten könnte.
Wir
leben im einundzwanzigsten Jahrhundert, himmelhergott nochmal. Da
wird es doch wohl möglich sein, sich selber ein Bild darüber zu
schaffen, wie die Welt entstanden ist. Ich meine, weder die Bibel
noch die Kirche, versuchen zu beweisen, dass es Gott gibt. Sie setzen
die Tatsache seiner Existenz einfach voraus und dass jeder Mensch so
vernünftig ist, das zu erkennen.
Ich
finde aber, dass ein mündiger, aufgeklärter und freier Mensch
wissen sollte, für oder auch gegen welche Religion oder
Weltanschauung er sich entscheidet.
Ich
besuche noch gelegentlich die Kirche, aber nur zu Taufe, Hochzeit,
Konfirmation und Beerdigung. Und da bekommen die Leute lediglich ganz
sorgfältig ausgewählte Bibelverse vorgesetzt. Doch wenn wir die
Seite umblättern, dann ist da all der Zorn zu finden, den man uns
entgegenbringt. Uns, die Ungläubigen. Es lässt sich nun wirklich
kaum leugnen, dass das Alte Testament voll von Grausamkeiten ist, und
dass diese dort nicht einfach bloß geschildert, sondern auch
eindeutig als angeblich gottgewollt verherrlicht werden. Und wer nun
meint, dass das Neue Testament "netter" sei, dem wird,
sobald er dessen Inhalt zur Kenntnis genommen hat, deutlich werden,
dass auch das Neue Testament widersprüchlich, fehlerhaft und grausam
ist.
Siehe,
der Herr kommt mit seinen vielen tausend Heiligen, Gericht zu halten
über alle und zu strafen alle Gottlosen unter ihnen für alle Werke
ihres gottlosen Wandels, womit sie gottlos gewesen sind, und für all
das Harte, das die gottlosen Sünder wider ihn geredet haben (Judas
14,15).
So
wird denn jede Sünde und Übertretung ihre gerechte Vergeltung und
ihren Lohn erhalten. Ihr Ungläubigen, ihr Unehrliche, ihr
Weltlichen, ihr unzüchtigen Männer und Frauen, ihr Sklaven der
Wollust und Schwelgerei, ihr Spötter der göttlichen Wahrheit. Wie
wollt ihr der höllischen Verdammnis entrinnen. (Matthäus 22,33).
Ach
dass die Gottlosen müssten zur Hölle gekehrt werden, (Psalm 9,18)
In
Feuerflammen, um Vergeltung zu geben denen, die Gott nicht kennen,
und denen, die nicht gehorsam sind dem Evangelium unseres Herrn Jesus
Christus, welche Strafe leiden werden, ewiges Verderben von dem
Angesicht des Herrn und von seiner herrlichen Macht. Und wenn jemand
nicht gefunden wurde geschrieben in dem Buch des Lebens, der wurde
geworfen in den feurigen Pfuhl (Offenbarung 20,15).
Der
wird von dem Wein des Zornes Gottes trinken, der unvermischt
eingeschenkt ist in den Kelch seines Zornes, und wird gequält werden
mit Feuer und Schwefel vor den heiligen Engeln und vor dem Lamm. Und
der Rauch ihrer Qual wird aufsteigen von Ewigkeit zu Ewigkeit; und
sie haben keine Ruhe Tag und Nacht, die das Tier anbeten und sein
Bild, und wenn jemand das Malzeichen seines Namens annimmt.
(Offenbarung 14,10-11.)
Und
ja, diese Sätze stammen aus der Luther-Bibel. Das hat einen ganz
einfachen Grund: Luther war der erste richtige Übersetzer.
Mir
scheint es, als wäre es mit der Bibel wie mit dem beliebte Spiel
''Stille Post''. Eine Person überlegt sich einen kurzen Satz und
flüstert diesen dem Nachbarn ins Ohr. Dieser flüstert den gehörten
Satz wiederum seinem Nebensitzer ins Ohr. Der letzte sagt dann, was
er verstanden hat. Das Spiel klappt nicht immer einwandfrei, weil
einige es falsch verstehen oder einfach etwas dazudichten. Über die
Jahre hinweg kann der Inhalt der Bibel verfälscht worden sein. Von
daher ist es im Grunde völlig egal, welche Bibel man sich nun
durchgelesen hat. Man kann sich ziemlich sicher sein, dass es nicht
mehr der original Inhalt ist.
Außerdem
ist es doch so, dass ein Mensch die Bibel verfasst hat. Wäre ich
gläubig, würde ich es als ausgesprochen anmaßend empfinden, dass
sich ein Mensch erdreistet, das Wort Gottes niederzuschreiben.
Jeder
darf glauben, was er will. Damit habe ich ja auch kein Problem. Aber
ich habe ein Problem damit, dass gläubige Menschen so verbohrt sind
und meinen, dass das, was sie sagen, richtig ist und nichts anderes.
Dass ihr Glaube das einzig Richtigen ist. Viele Gläubige, die ich
kenne, sagen, Gott mag keine Atheisten. Und deswegen mögen uns seine
Anhänger auch nicht.
Passend
dazu habe ich noch ein schönes Video gefunden, das mir direkt aus
der Seele spricht.